Am
5.
März 2006 war es wieder soweit: Die 78.
Oscar-Verleihung der
Academy of Motion
Picture Arts and Sciences.
Und
wie jedes Jahr kamen die Stars Hollywoods zusammen, um sich selbst in einer
gewaltigen Show zu zelebrieren. Nur dieses Mal ging es erheblich schneller
als sonst. Schon um 5:30 mitteleuropäischer Zeit war alles vorbei.
Von Tempo war jedoch irgendwie nicht allzu viel zu spüren gewesen.
Für frühere Verhältnisse beinahe emotionslos wurden die
Kategorien eine nach der anderen abgearbeitet, und trotz all des Glamours
blieb die Veranstaltung merkwürdig glanzlos. Vielleicht lag es ja
an den ernsten Filmen, die die Academy nominiert hatte. Allesamt eher keine
großen Blockbuster, die für ihre politischen Statements durchaus
einen Preis verdient gehabt hätten – allen voran „L.A. Crash“, ein
Episodenfilm über Rassismus, der die Überraschung des Abends
gewesen ist. Einen richtigen Abräumer hat es bei diesem insgesamt
hohen Niveau nicht gegeben. Man hätte gar den Eindruck bekommen können,
als habe man die goldenen Statuen brüderlich untereinander aufgeteilt.
Gemeinsam scheint Hollywood nun offensivere Töne gegenüber der
Bush-Regierung anzuschlagen. So ist „Good Night and good Luck“ mit seiner
Story über die Kommunisten-Hetze des paranoiden Senators McCarthy
nach dem 2.Weltkrieg in Anbetracht des sogenannten Patriot-Acts wohl ein
deutlicher Wink mit dem Zaunpfahl. Die eigentliche Show hingegen blieb
dafür leider umso braver.
Die
deutschen Anwärter auf die Auszeichnung gingen übrigens leer
aus. Vielleicht sollten wir es demnächst mal nicht mit einem moraldurchseuchten
Nazi-Film versuchen. Es ist schon traurig zu sehen, wie der Name Deutschland
auf der Oscar-Verleihung nur in Verbindung mit einem Hakenkreuz genannt
wird. Und immer wieder dieselbe Leier von den heroischen Aufständischen,
die sich todesmutig gegen das NS-Regime zur Wehr setzen – nur in einer
anderen Verpackung. Aber das ist wohl immer noch ein besseres Aushängeschild,
als der handwerklich untalentierte, möchtegern-intellektuelle Schmonzettenmist,
der sonst so in unseren Landen produziert wird. Leider ist es so oder so
keine gute Werbung für Kino made in Germany.
Zu
der insgesamt also eher ernsten Grundstimmung passten die bissigen Zwischentönen
des hierzulande recht unbekannten LateNight-Comedians Jon Stewart eigentlich
haargenau. Doch trotz einer Reihe wirklich amüsanter Kommentare wirkte
er zu steif für so eine Veranstaltung. So ließen sich die schwungvollen
Momente der Show lediglich an einer Hand abzählen. Etwa als sich Meryl
Streep und Lily Tomlin in bester Altweibermanier ein Wortgefecht lieferten,
oder als Hühnchen Junior und Susi die Ente den Preis für den
besten Animationsfilm ankündigten. Richtige Partylaune kam zwischendurch
mit den Rappern von Three-Six-Mafia auf, die zur Freude aller den Oscar
für den besten Titelsong bekamen und es daraufhin Backstage ordentlich
krachen ließen.
Alles
in allem war es dennoch nur eine solide Show ohne wirkliche Höhepunkte,
für die sich das frühe Aufstehen beinahe nicht gelohnt hätte.
Aber, hey – die Oscarverleihung ist nun mal einer der höchsten Feiertage
für einen Cineasten. Und von daher freuen wir uns auf jeden Fall schon
mal auf das nächste Jahr.
Hier
die übrigen Gewinner:
(und
Nominierungen)
Bester Film
L.A. CRASH
BROKEBACK
MOUNTAIN
CAPOTE
GOOD
NIGHT, AND GOOD LUCK.
MÜNCHEN
Beste Regie
Ang Lee - BROKEBACK
MOUNTAIN
Bennett
Miller - CAPOTE
Paul
Haggis - L.A. CRASH
George
Clooney - GOOD NIGHT, AND GOOD LUCK.
Steven
Spielberg - MÜNCHEN
Bester Hauptdarsteller
Philip Seymour Hoffman
- CAPOTE
Terrence
Howard - HUSTLE & FLOW
Heath
Ledger - BROKEBACK MOUNTAIN
Joaquin
Phoenix - WALK THE LINE
David
Strathairn - GOOD NIGHT, AND GOOD LUCK.
Beste Hauptdarstellerin
Reese Witherspoon
- WALK THE LINE
Judi
Dench - MRS. HENDERSON PRESENTS
Felicity
Huffman - TRANSAMERICA
Keira
Knightley - STOLZ UND VORURTEIL
Charlize
Theron - KALTES LAND
Bester Nebendarsteller
George Clooney -
SYRIANA
Matt
Dillon - L.A. CRASH
Paul
Giamatti - DAS COMEBACK
Jake
Gyllenhaal - BROKEBACK MOUNTAIN
William
Hurt - A HISTORY OF VIOLENCE
Beste Nebendarstellerin
Rachel Weisz - DER
EWIGE GÄRTNER
Amy
Adams - JUNEBUG
Catherine
Keener - CAPOTE
Frances
McDormand - KALTES LAND
Michelle
Williams - BROKEBACK MOUNTAIN
Bestes adaptiertes
Drehbuch
Larry McMurtry &
Diana Ossana - BROKEBACK MOUNTAIN
CAPOTE
DER
EWIGE GÄRTNER
A
HISTORY OF VIOLENCE
MÜNCHEN
Bestes original
Drehbuch
Paul Haggis &
Bobby Moresco - L.A. CRASH
GOOD
NIGHT, AND GOOD LUCK.
MATCH
POINT
THE
SQUID AND THE WHALE
SYRIANA
Beste Kamera
Dion Beebe - DIE
GEISHA
BATMAN
BEGINS
BROKEBACK
MOUNTAIN
GOOD
NIGHT, AND GOOD LUCK.
THE
NEW WORLD
Bester Filmschnitt
Hughes Winborne
- L.A. CRASH
DAS
COMEBACK
DER
EWIGE GÄRTNER
MÜNCHEN
WALK
THE LINE
Bester Animationsfilm
WALLACE & GROMIT
HOWL'S
MOVING CASTLE
TIM
BURTON'S CORPSE BRIDE
Beste Austattung
DIE GEISHA
GOOD
NIGHT, AND GOOD LUCK.
HARRY
POTTER UND DER FEUERKELCH
KING
KONG
STOLZ
UND VORURTEIL
Beste Kostüme
DIE GEISHA
CHARLIE
UND DIE SCHOKOLADENFABRIK
MRS.
HENDERSON PRESENTS
STOLZ
UND VORURTEIL
WALK
THE LINE
Bester Dokumentarfilm
DER LANGE MARSCH
DER PINGUINE
DARWIN'S
NIGHTMARE
ENRON:
THE SMARTEST GUYS IN THE ROOM
MURDERBALL
STREET
FIGHT
Beste Kurz-Dokumentation
A NOTE OF TRIUMPH:
THE GOLDEN AGE OF NORMAN CORWIN
THE
DEATH OF KEVIN CARTER: CASUALTY OF THE BANG BANG CLUB
GOD
SLEEPS IN RWANDA
THE
MUSHROOM CLUB
Bester fremdsprachiger
Film
TSOTSI (Süd-Afrika)
DON'T
TELL
JOYEUX
NOèL - Merry Chrismas
PARADISE
NOW
SOPHIE
SCHOLL - DIE LETZTEN TAGE
Beste Maske
DIE CHRONIKEN VON
NARNIA: DER KÖNIG VON NARNIA
DAS
COMEBACK
STAR
WARS III - DIE RACHE DER SITH
Beste Filmmusik
(Original Score)
BROKEBACK MOUNTAIN
- Gustavo Santaolalla
DER
EWIGE GÄRTNER
DIE
GEISHA
MÜNCHEN
STOLZ
UND VORURTEIL
Beste Filmmusik
(Song)
"It's Hard Out Here
for a Pimp" - HUSTLE & FLOW
"In
the Deep" - L.A. CRASH
"Travelin'
Thru" - TRANSAMERICA
Bester animierter
Kurzfilm
THE MOON AND THE
SON: AN IMAGINED CONVERSATION
BADGERED
THE
MYSTERIOUS GEOGRAPHIC EXPLORATIONS OF JASPER MORELLO
9
ONE
MAN BAND
Bester Kurzfilm
SIX SHOOTER
AUSREISSER
(THE RUNAWAY)
CASHBACK
THE
LAST FARM
OUR
TIME IS UP
Bester Soundschnitt
KING KONG
DIE
GEISHA
KRIEG
DER WELTEN
Bester Ton
KING KONG
DIE
CHRONIKEN VON NARNIA: DER KÖNIG VON NARNIA
DIE
GEISHA
WALK
THE LINE
KRIEG
DER WELTEN
Beste visuellen
Effekte
KING KONG
DIE
CHRONIKEN VON NARNIA: DER KÖNIG VON NARNIA
KRIEG
DER WELTEN
Ehren-Oscar fürs
Lebenswerk
Robert Altman