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DIE DOLMETSCHERIN
The Interpreter
Thriller-Drama
USA 2005

Sylvia Broome hat den Job ihres Lebens: Als Dolmetscherin bei der UN ist sie direkt an der großen Weltpolitik beteiligt. Vor allem der anstehende Besuch des Präsidenten ihres zentralafrikanischen Heimatlandes Matubo verlangt nach all ihrer Aufmerksamkeit, wird er doch des Völkermordes beschuldigt. Als sie dann eines Nachts zufällig mithört, wie zwei Männer einen Anschlag planen, wird der zuständige FBI-Beamte Tobin Keller schnell misstrauisch. Ist Syvlia wirklich nur eine einfache Dolmetscherin, oder weiß sie mehr als es scheint?

Lang, lang ist's her, dass es mal einen guten Polit-Thriller im Kino zu sehen gab. Anscheinend sind die Produzenten Hollywoods zu sehr damit beschäftigt, sich um die Rechte des nächsten Grishams zu schlagen, als sich mal abseits der zwei oder drei Bestseller-Autoren umzusehen. Da klang "Die Dolmetscherin" äußerst vielversprechend. Die beiden Hauptdarsteller sind durchaus eher für gehobene Unterhaltung bekannt und der Umstand, dass es das erste Filmteam war, das im Hauptquartier der UN drehen durfte, ließ die Erwartungen ebenfalls steigen. Gerade diese Szenen sind dann auch die großen Highlights im Film. Der Saal der Vollversammlung strahlt eine unglaubliche Aura der Macht aus und man spürt, welch weltverändernde Entscheidungen hier schon getroffen wurden.
Darüber hinaus bietet der Film allerdings wenig Neues. Nach einer langen Anlaufphase gibt es nur ein paar Szenen, in denen wirklich Spannung entsteht. Darüber hinaus wirkt die Handlung wie aus dem Handbuch How to write a Script. Die Hauptfigur ist hübsch und mysteriös, der ermittelnde Beamte steckt tief in der obligatorischen Lebenskrise, und am Ende kommt die überraschende Wendung. Leider ist diese dann eher vorhersehbar als verblüffend. Vor allem aber der Schlüsselmoment am Anfang des Films, in dem Sylvia Broome die Attentäter belauscht, ist arg konstruiert. Es gibt sicherlich bessere Orte, um ein Mordkomplott zu besprechen, als den UN-Sitzungssaal bei Nacht. Ein klassischer Drehbuchfehler, den leider niemand der handvoll Autoren bemerkt hat.
Doch der größte Kritikpunkt ist das Gefühl, dass sich der Film nicht entscheiden kann, ob er nun ein Beziehungsdrama oder Polit-Thriller sein will. Mal ist er mehr das eine, mal mehr das andere. Aber keines von beiden entwickelt dabei die Intensität, um den Zuschauer wirklich mitzureißen. Lediglich die für Amerika untypische Botschaft, dass man mit Gewalt weltpolitisch in eine falsche Richtung läuft, lässt aufhorchen.
Letztlich ist "die Dolmetscherin" ein nett spannender Film in edler Optik und mit guten Darstellern, bei dem der Funke aber einfach nicht so recht überspringen will. 

Nicole Kidman----Silvia Broome
Sean Penn----Tobin Keller
Catherine Keener----Dot Woods
Jesper Christensen----Nils Lud
Yvan Attal----Philippe
Earl Cameron----Zuwanie
George Harris----Kuman-Kuman
Michael Wright----Marcus
Hugo Speer----Simon Broome

Story: Martin Stellman, Brian Ward
Drehbuch: Charles Randolph, Scott Frank,Steven Zaillian
Regie: Sydney Pollack

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