Fantasy
USA/GB 2004

Es ist schon ein Kreuz mit den Dursleys - Harrys Verwandten, bei denen er seit dem Tod seiner Eltern lebt. Als wären ein Onkel und eine Tante nicht schon Demütigung genug, kommt nun auch noch seine Tante Marge zu besuch, die Harry gerade mal als Hausdiener betrachtet. Da dauert es nicht lange, und sie fliegt zu einen großen Luftballon aufgeblasen über den Dächer von London. Wütend packt Harry seine Koffer und macht sich auf in Richtung Hogwarts. Nur leider hat er ein Gesetz gebrochen: Zaubern in den Ferien ist streng verboten. Überraschenderweise scheint dies jedoch niemandem zu stören. Statt dessen behandelt ihn selbst der Minister für Zauberei freundlich und zuvorkommend. Schnell beginnt es unserem Harry zu dämmern - etwas stimmt nicht. 
In Hogwarts angekommen, stellen er und seine Freunde Ron und Hermine fest, dass sogar so einiges nicht stimmt. Finstere Gestalten wachen über die Schule. Es sind Dementoren, die Wächter des berüchtigten Gefängnisses von Askaban. Auf der Suche nach einem entflohenen Häftling, Sirius Black, machen sie keinen Unterschied zwischen Gut und Böse. Und sie haben es auf Harry abgesehen, denn ihn, so wird vermutet, will Black töten. Schließlich war es jener, der Harrys Eltern einst an Lord Voldemort verraten hat...

Alles neu macht der Mai, heißt es so schön. Und im Falle der dritten Harry-Potter-Verfilmung trifft dieser Spruch mehr denn je zu. Unsere drei jungen Helden sind nun definitiv keine Kinder mehr, was unter anderem dadurch deutlich wird, dass man Harry in der deutschen Synchronisation nun endlich mal einen Stimmbruch gegönnt hat. Sogleich wirkt seine Figur markanter und ernsthafter und entspricht viel eher der Romanvorlage. Wohl auch in Anbetracht dieser Entwicklung hat Produzent Heyman zu einem neuen Regisseur gegriffen. Statt dem mittlerweile chronisch überarbeiteten Chris Columbus darf nun ein relativ unbekannter Regisseur aus Mexiko namens Alfonso Cuarón den Zauberstab schwingen. Und das war das absolut Beste, was dem Film passieren konnte! Statt der glatten Hollywood-Umgebung wirkt die Atmosphäre sehr viel düsterer und erwachsener. Aber vor allem auch echter. Dabei sind es neben einer lebhafteren Kameraführung gerade die Kleinigkeiten, die das Gesamtbild mehr in Richtung Realität rückt. Zum Beispiel sind die Krawatten der Schüler sind nur noch unsauber geknotet, und bleiben so bald es geht, eh zu Gunsten normaler Jeans und Pullover im Schrank.
Eine weitere Neuerung ist Michael Gambon, der die Rolle des Albus Dumbledore für den leider verstorbenen Richard Harris übernommen hat. Doch auch wenn der Bart nicht mehr ganz so weiß ist, und Albus ein wenig agiler durch die Gänge seiner Schule streift, fällt diese kleine Änderung gar nicht auf - passt sie doch zu allem anderen, was Cuarón geändert hat. Einiges ist zunächst zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber es ist besser!
Natürlich ist aber auch vieles beim Alten geblieben. Da wären zum einen liebgewonnene Figuren, wie zum Beispiel Neville Longbottom, der wie gewohnt immer wieder in jedes Fettnäpfchen tritt, aber auch der fiese Professor Snape, dem Harry inzwischen Paroli bietet. Nur dass man den Film ab 6 Jahren freigeben würde, darüber bestand dieses mal wohl kein Diskussionsbedarf mehr. Neben einigen echt gruseligen Momenten, bei denen selbst Erwachsene schaudernd tiefer in den Kinosessel rutschen, ist es einfach die Gesamtstimmung, die nicht mehr kindgerecht ist. Harry, Ron und Hermine sind nun mal inzwischen 13 Jahre alt - da wurde es Zeit, sich vornehmlich an ein ebenso altes Publikum zu richten.
Alles in allem ist "...der Gefangene von Askaban" der mit Abstand beste und vor allem künstlerischste Film der noch längst nicht vollendeten Reihe. Er ist mega spannend, die Story ist komplizierter und die Atmosphäre dichter und phantastischer zugleicht. Vor allem aber hat der Film etwas, was seine Vorgänger in diesem Umfang nicht hatten: einen eigenen Stil.