ERIN
BROCKOVICH
Erzähl-Kino
USA 1999
Keine Vorbildung,
drei Kinder, zweimal geschieden und einen nicht unbedingt seriösen
Geschmack, was Kleidung angeht - da hat des Erin Brockovich wirklich nicht
einfach, einen Job zu finden. Doch sie ist zäh! Und als nach einem
Autounfall der vom Anwalt versprochene Schadensersatz nicht kommt, steht
sie kurzerhand bei ihm auf der Matte und verlangt nach Arbeit, die sie
auch bekommt. Zwar hat sie keine Ahnung von Jura, und auch die Kollegen
wollen ihr nicht helfen, trotzdem kommt Erin einem Umweltskandal auf die
Spur, der weit größere Kreise zieht, als es zunächst den
Anschein hat. Also opfert sie für den Fall ihre Freizeit, und bald
sitzt ihr nicht nur das milliardenschwere Großunternehmen im Nacken,
sondern auch noch ihre Kinder, das Kindermädchen und Erins neuer Freund...
Nachdem ich schon
soviel über diesen Film gehört hatte und Hauptdarstellerin sowie
Regisseur bei der Oscarverleihung abgeräumt haben (letzter allerdings
für "Traffic", obwohl dieser Film auch nominiert war), wollte ich
mir die wahre Geschichte um Erin Brockovich endlich selbst ansehen... und
mußte feststellen: In dem Film passiert ja gar nix!
Ich weiß,
daß es keine Kritik gibt, die auch nur ansatzweise ein wenig negativ
klingt, aber ich kann dem Film einfach nichts abgewinnen. Zwar hat Julia
Roberts ihren Oscar wirklich verdient, und die Geschichte ist auch gut,
aber trotzdem mußte ich meinen gemütlichen Fernsehsessel gegen
einen harten Schreibtischstuhl eintauschen, um nicht einzuschlafen. Vielleicht
liegt es daran, daß ich einen Prozeß-Film à la John
Grisham erwartet hatte und statt dessen ein Familien-Schicksal vorgesetzt
bekam, daß vor lauter Kitsch und Klischees wohl niemand verfilmt
hätte, wenn es nicht tatsächlich wahr wäre. (Im Nachhinein
sieht die Wirklichkeit außerdem doch etwas anders aus: Erins Sohn
ist inzwischen drogenabhängig und ihre Prämie hat sie bereits
verjubelt!)
Hätte Regisseur
Steven Soderbergh nicht auch "Out of Sight" gedreht, würde ich seine
Filme in Zukunft meiden. Denn wie bei "Traffic" konnte mich auch "Erin
Brockovich" einfach nicht richtig mitreißen, so daß die fast
140 Minuten hier zu den längsten meines Lebens gehörten.
Darsteller: Julia
Roberts, Albert Finney, Aaron Eckhard, Marg Holgenberger, Peter Coyote
Regie: Steven Soderbergh |