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DAREDEVIL
Comic-Verfilmung
USA 2003

Matt Murdock ist ein ganz normaler Junge. Zumindest bis zu dem Tag, als er bei einem Unfall durch chemische Abfälle sein Augenlicht verliert. Doch die toxische Brühe hat noch weitere Auswirkungen. Von nun an sind Matts verbliebene Sinne derart geschärft, dass er seine Umgebung mit einer Art Sonar wahrnehmen kann. Diese neuen Fähigkeiten beginnt er jedoch erst zu nutzen, als sein Vater von dessen ehemaligen Arbeitgeber, einem Mafioso, brutal ermordet wird.
Zehn Jahre später bekämpft Matt jedwede Form von Ungerechtigkeit. Entweder als blinder Anwalt Matthew Murdock, oder als teuflischer Rächer namens Daredevil. In Gestalt von ersterem trifft er irgendwann die hübsche Milliardärstochter Elektra und verliebt sich in sie. Doch als ihr Vater vom perfiden Auftragskiller "Bullseye" getötet wird, droht die junge Liebe zu zerbrechen. Denn anstelle des wahren Täters verdächtig Elektra Daredevil. Und sie will Rache...

Längst sind Comic-Helden keine Randgruppe mehr in Hollywood. Seit den Erfolgen von "X-Men" und "Spider-Man" wird so ziemlich jede Figur aus den heroischen Sechzigern entstaubt. Nicht zuletzt durch die moderne Computeranimation können die spektakulären Superkräfte endlich glaubwürdig in Szene gesetzt werden. Auch die Charaktere selbst sind längst nicht mehr so abgehoben wie einst Bat- oder Superman. Sie bekommen Ecken und Kannten und erleiden die eine oder andere Schramme im Kampf gegen das Böse.
All dies trifft auf Daredevil alias Matt Murdock zu. Von Narben übersät versucht er, mit dem Leben als ruheloser Rächer klarzukommen, wobei die Grenzen zwischen gut und Böse nicht immer klar zu erkennen sind. Verkörpert wird er von Ben Affleck, für den sich als langjähriger Daredevil-Fan vermutlich ein Traum erfüllt haben dürfte. Entsprechend tief hängt er sich auch in die Rolle hinein und kann ihr all die Elemente verleihen, für die der Comic berühmt ist. 
Leider ist das schon fast alles, was die Verfilmung sehenswert macht. Denn auch wenn Figuren und Atmosphäre wunderbar düster sind, eine Geschichte ergibt dies allerdings noch lange nicht. Und auf die wartet man hier vergeblich. Die Handlung beschränkt sich ausschließlich auf das Aufeinandertreffen der Charaktere, vergisst dabei völlig, etwas über sie zu erzählen. Irgendwie ergibt nichts so richtig Sinn, und so mancher Zuschauer kann sich bei all dem Gelabere ein langes Gähnen nicht verkneifen. So charismatisch die Darsteller auch sind, sie verlieren sich in der Leere des Drehbuches.
Da sprießt bei jeder Actionszene die Hoffnung, dass es nun endlich losgeht. Aber es bleibt dabei. Nach langer Anlaufphase erscheint der Film dann wie zu schnell abarbeitet und bekommt keine Gelegenheit, sich zu entwickeln. Es wird viel geprügelt, ohne dabei richtig einen Höhepunkt zu erreichen. Bei der Choreographie dieser Kämpfe scheint der sich Regisseur außerdem in wilde Perspektivenwechsel verliebt zu haben. Hin und wieder sind extravagante Computerfahrten ja ganz witzig, aber hier können die Augen ihnen kaum folgen. Es ist einfach zuviel des Guten. Was man statt dessen zu erkennen glaubt, sind die wegretuschierten Drähte, an denen die Schauspieler wie in einem schlechten Eastern durch die Lüfte schweben. Da vermag die sehr gut gefilmte Sonarsicht des Helden nichts mehr zu retten. Selbst die paar Gags wirken aufgezwungen.
Beim Blick auf die dennoch guten Darsteller, die herrlich comicartigen Figuren und die finstere Inszenierung kann man letztlich nur den Kopf schütteln, was für ein großartiges Kinoevent hier verschenkt wurde. Hin und wieder blitzt das Potential dieses Stoffs mal kurz auf auf - zum Beispiel in der Symbolik gleich zu Beginn - doch es bleiben einzelne Momente in einer ansonsten eher einfallslosen Routinearbeit.
PS: Aber der Soundtrack ist absolut klasse! Bestimmt einer der besten Rock-Sampler in der letzten Zeit.

Ben Affleck---Matthew Murdock - Daredevil
Jennifer Garner---Elektra
Colin Farrell---Bullseye
Michael Clarke Duncan---Kingpin
Jon Favreau---Franklin Nelson
Scott Terra---junger Matthew
Ellen Pompeo---Karen Page
Joe Pantoliano---Ben Urich
Erick Avari---Nikolaos Natchios 

Drehbuch/Regie: Mark Steven Johnson

www.daredevil-derfilm.de
Die Flash-Site ist wirklich ein Witz. Kann sich noch jemand an die Zeiten erinnern, als Homepages noch informativ waren? Als hätten die Programmierer noch nie etwas von Datenkomprimierung gehört, wartet man Minute um Minute während Megabytes durch die Leitung fließen. Was man dann jedoch präsentiert bekommt, ist an Einfallslosigkeit kaum zu überbieten: Ein paar klitzekleine Bildchen, die üblichen vier Hintergrundbilder und die nötigsten Infos über den Film - alles in ziemlich unspektakulärem Design. Da fragt man sich, wofür werden die Datenmengen eigentlich verwendet?! Blieb noch der Menüpunkt "Comic", der etwas Abwechslung versprach. Wäre mal eine klasse Idee gewesen, eine Episode zu zeigen - so als Anregung auf mehr. Doch es erschien bloß ein kleines Coverbild mit Verweis auf den Comicverlag.
Für all jene, die kein DSL besitzen, also nur Zeitverschwendung!

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