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CHICAGO
Musical
USA / Kanada 2002

Chicago im Jahre 1929 - das Herz der amerikanischen Metropole des Verbrechens schlägt im Rhythmus des Jazz'. Die Revuen sind ausverkauft und in den Sälen tobt das Leben der High Society. Umjubelter Star unter den Tänzern ist die verführerische Velma Kelly mit ihrer Schwester. Doch als sie eines Abends alleine auf der Bühne erscheint, gesellt sich bald die Polizei zu den Gästen. Das Blut an ihren Händen ist noch warm und der Fall klar. Unter den Blitzlichtern der Reporter wird Velma verhaftet, beobachtet von ihrer größten Verehrerin Roxy, die selbst auf der Bühne zu Ruhm gelangen will. Leider entpuppt sich ihr angeblicher Agent als fremdgehender Ehemann, und so greift auch Roxy zur Waffe. Im Gefängnis trifft sie auf ihr Idol Velma, die jedoch will nichts von der kleinen Möchtegerntanzmaus wissen, schließlich ist sie unter dem Management von Staranwalt Billy Flynn selbst hier im Knast eine Berühmtheit. Ganz nach dem Motto, wer von den Leuten geliebt wird muss auch nicht an den Galgen, bemüht sich auch Roxy um die Gunst des schmierigen Verteidigers. Dass dies Velma nicht unbedingt gefällt, ist abzusehen...

Warum tust du dir das nur an, fragte ich mich. Ein Musical! Und du magst doch keine Musicals! Sie sind kitschig, es wird viel zu viel und viel zu schlecht gesungen zu viel zu schlechten Songs, und die Story ist nur dazu da, um eben jene belanglosen Ohrwürmer in eine halbwegs sinnergebende Reihenfolge zu bringen. Schon in "Moulin Rouge" hast du dich nicht reingetraut, und in so einen Film willst du jetzt rein? Hast du eine Ahnung, was dich erwartet?
Zugegeben, ich wusste es nicht. Aber alles andere hatte ich entweder schon gesehen oder darauf keine Lust. Also blieb nur "Chicago", von dem ich lediglich wusste, dass er für sage und schreibe 13 Oscars nominiert wurde. Und außerdem spielt dort die wunderbare Chatherine Zeta-Jones mit - das reicht mir schon.
Nach dem ersten Song hielt sich meine Begeisterung noch in Grenzen, und jene Vorurteile (einige zumindest) schienen sich bestätigt. Obwohl Chatherines Stimme und Performance absolut erstklassig war und der schmissige Jazzsound der wilden 20er die Zuschauer durchaus mitreißen konnte, kam mir das ganze Konzept noch immer suspekt vor. Es folgte der Mord, die Verhaftung und dann der Auftritt von Queen Latifah als gluckenhafte Gefängniswärterin Mama. Von da an merkte man plötzlich, wie sich selbst der letzte Zweifler von der lasziven Stimmung des Films gefangennehmen ließ. Spätestens mit der Figur des verschlagenen Anwalts Billy Flynn wurde das Ruder endgültig rumgerissen, und es kamen auch jene jene auf ihre Kosten, die mit solcher Art von Filmen eher weniger am Hut haben.
Wie ein unbedarftes Musical beginnend, verwandelt es sich unversehens in eine köstliche Gesellschaftssatire voll kleiner Seitenhiebe auf die Medien. Zusammen mit den unglaublich energiegeladenen und mit einer gehörigen Portion Erotik garnierten Tanzeinlagen behält das Musical dabei den naiven Charme der 20er, ohne aber letztlich naiv zu sein.
Doch nicht nur das ist es, was den Film zu einem Ereignis macht, das die zahlreichen Oscarnominierungen rechtfertigt. Denn einfach alles an dieser Produktion stimmt. Angefangen von der tollen Ausstattung, den grandiosen Choreographien und den Schnitten, bis hin zu den Darstellern, die sichtlich ihren Spaß hatten, und denen man kaum glaubt, dass sie so ein Musical zum ersten Mal über die Bühne bringen. Vor allem Renée Zellweger hätte ich eine derartig feurige Darbietung nicht zugetraut. Anscheinend teilt sie in dieser Hinsicht eine Eigenschaft mit ihrer Filmfigur: Stille Wasser sind tief!
Die letzte Würze bekommt der Film durch seinen lockeren Humor und die überaus cleveren Überraschungsmomente, die man hier so nicht erwartet hätte.
Trotzdem sollte man eines nicht vergessen: Es ist eben ein Musical. Allerdings eines, dass die Vorurteile nicht bestätigt, sondern mit ihnen spielt.
That's Entertainment!

Renée Zellweger---Roxie Hart
Catherine Zeta-Jones---Velma Kelly
Richard Gere---Billy Flynn
Queen Latifah---Matron "Mama" Morton
John C. Reilly---Amos Hart
Taye Diggs---The Bandleader
Christine Baranski---Mary Sunshine
Colm Feore---Martin Harrison
Deirdre Goodwin---June
Dominic West---Fred Casely
Mya---Mon
Lucy Liu---Kitty Baxter

Drehbuch: Bill Condon
(nach dem Musical von Bob Fosse und Fred Ebb)
Score: Danny Elfman
Regie: Rob Marshall

www.chicago-der-film.de

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