Überall auf der
Welt spielen die Menschen und ihre Kinder hunderte von Spielen. Einige
sind über die Jahrhunderte hinweg durch alle Kulturen gewandert und
haben sich in verschiedenen Varianten erhalten, andere sind nur in bestimmten
Ländern zu finden, erfreuen sich dort aber einer umso größeren
Beliebtheit.
Oftmals sind es auch einfach
die äußeren Umstände, die die Entwicklung gewisser Spielarten
begünstigen. In Afrika findet man daher häufig das Prinzip: Schlicht
und Simpel. Aufwendige Spielbretter oder -figuren können sich die
meisten Einwohner dieses Kontinentes nicht kaufen. Folglich müssen
alle benötigten Dinge (z.B. Steine oder Stöcke) in der Umgebung
zu finden sein. Und ein Spielfeld ist ebenfalls schnell in den Sand gemalt.
Fehlt nur noch eine Spielidee. Doch Phantasie haben die Kinder in Afrika
mehr als genug.
Alle hier vorgestellten
Spiele haben somit eines gemeinsam: Sie lassen sich mit einfachsten Mitteln
herstellen und spielen - egal ob Drinnen oder Draußen. Die Spielfelder
werden entweder auf ein großes Blatt Papier gemalt oder in den Sand
gezeichnet. Hierzulande gibt es gleichmäßig geformte Deko- oder
Glassteine in Baumärkten zu kaufen, mit denen sich gut spielen lässt.
das Ratespiel - für
2 (bis 4) Spieler
Material:
je 2 Steine für jeden
Spieler (einer muss so klein sein, dass man ihn in der geschlossenen Hand
halten kann, ohne dass es zu sehen ist)
Vorbereitung:
Als erstes zeichnet man
ein Spielfeld aus ungefähr 10 Kreisen. Für jeden Spieler kommt
dann noch ein Viereck hinzu. (siehe Skizze) Davor setzen sich die Spieler.
Das Viereck ist ihr „Haus“. Dort hinein kommt der größere Stein.
Beide Spieler versuchen als
erstes, den kleinen Stein so genau wie möglich in die Mitte zu werfen.
Wer am nächsten dran ist, beginnt das Spiel und darf zuerst raten.
Spielregeln:
Nun versteckt der andere
Spieler seinen kleinen Stein hinter dem Rücken in einer Hand und hält
dann beide Fäuste nach vorn. Hat der erste Spieler die richtige Hand
erraten, darf er seinen großen Stein in den ersten Kreis setzen und
noch einmal raten. Bei jedem richtigen Rateversuch, setzt er seinen Stein
in den nächsten Kreis.
Hat er auf die leere Hand
getippt, ist der andere Spieler an der Reihe.
Gewonnen hat, wessen
Stein zuerst die Mitte erreicht hat.
Variante: Das Spiel
lässt sich auch mit drei oder vier Personen spielen. In diesem Fall
rät man immer beim Nachbarn oder dem gegenüber sitzenden Spieler.
"Bohnenspiele"
- für 2 Spieler
Diese Spiele findet man in
Afrika (wie überall in der Welt) in vielfältigen Varianten. Auch
hierzulande kann man es in Form von Brettspielen kaufen. Die bekanntesten
Titel sind "Kalaha" oder "Bao". In Afrika kursieren duzende Mancala-Arten
unter verschiedenen Namen. Das Prinzip ist jedoch immer gleich: Dem Gegenspieler
so viele Bohnen wie möglich abzunehmen, indem man sie in den Mulden
des Spielfeldes reihum verteilt.
Hier werden die beiden Spielvarianten
vorgestellt:
Kalaha (auch:
Oware)
Material:
48 Steine (z.B. Murmeln
oder Bohnen)
Vorbereitung:
Das Spielfeld besteht aus
2 Reihen mit je 6 Mulden und zwei Sammelmulden (das Kalaha).
Die vorderste Reihe und
das rechte Sammelfeld gehören jeweils einem der beiden Spieler.
In jede Mulde kommen 4 Bohnen
(oder Murmeln, Erbsen, Steinchen, etc.).
Die Spieler sitzen sich
gegenüber.
Spielregeln (für
Kalaha-Turniere):
In
dieser Partie beginnt Stefanie. Sie wählt eine ihrer Mulden (aus der
Sammelmulde darf kein Zug begonnen werden) und verteilt diese Steine gegen
den Uhrzeigersinn auf die nächsten Felder - immer einen Stein pro
Mulde. Die eigene Sammelmulde wird ebenfalls einbezogen (nicht die des
Gegenspielers).
Fällt der letzte Stein...
...in eine gegnerische Mulde
(egal ob leer oder nicht) oder in ihre eigene Mulde, in der bereits ein
oder mehrere Steine liegen, ist der Zug hier zu Ende. Justus ist nun an
der Reihe.
...in die eigene Sammelmulde,
ist Stefanie erneut am Zug. Das ist mehrmals hintereinander erlaubt.
...in eine leere Mulde der
eigenen Seite, so darf Stefanie die Steine der gegenüberliegenden
gegnerischen Mulde nehmen und zusammen mit dem letzten gelegten Stein in
die eigene Sammelmulde legen. Anschließend ist der Justus am Zug.
Beispiel: Stephanie hat
aus ihrer zweiten Mulde (von links) zwei Steine auf die folgenden beiden
Mulden verteilt. Sie darf nun die 4 Steine von Justus + den eigenen Stein
in ihre Sammelmulde legen.
Das Spiel ist beendet,
sobald einer der Spieler keinen Stein mehr in seinen Mulden liegen hat.
Dann zählen die Spieler ihre erbeuteten Steine zusammen: Der Inhalt
der eigenen Mulden + Sammelmulde.
Gewinner ist, wer die meisten
Steine gesammelt hat.
Varianten:
a) Die gegnerische Sammelmulde
wird beim Zug mit einbezogen. Landet der letzte Stein im Kalaha des Gegenspielers,
ist man aber nicht erneut am Zug.
b) Landet der letzte Stein
in einer eigenen leeren Mulde, so darf der Stein auch eingesammelt werden,
wenn sich in der gegenüberliegenden Mulde des Gegenspielers keine
Steine befinden.
c) Landet der letzte Stein
in einer Mulde, in der sich Steine befinden, so nimmt man alle auf und
verteilt sie ebenfalls in die folgenden Mulden. Das geht so lange, bis
man in einer Sammelmulde oder einer leeren Mulde landet.
d) Je nach Schwierigkeitsgrad
lässt sich mit 3 oder 5 Bohnen pro Mulde spielen.
Bao
Material:
64 Steine (z.B. Murmeln
oder Bohnen)
Vorbereitung:
Das Spielfeld besteht aus
4 Reihen mit je 8 Mulden.
Die beiden vordersten Reihen
gehören je einem der beiden Spieler.
In jede Mulde kommen 2 Bohnen
(oder Murmeln, Steinchen, etc.).
Die Spieler sitzen sich
gegenüber.
Spielregeln:
Stefanie beginnt. Sie wählt
eine beliebige ihrer Mulden aus und verteilt die Steine gegen den Uhrzeigersinn
nur innerhalb ihrer Mulden.
Fällt der letzte Stein...
...in eine Mulde, in der
sich Steine befinden, nimmt sie diese auf und verteilt sie weiter auf die
folgenden Mulden. Gegebenenfalls wiederholt sich dies, bis der letzte Stein
in eine leere Mulde fällt. Anschließend ist Justus am Zug.
...in eine leere Mulde ihrer
äußeren Reihe, dann geschieht nichts, und Justus ist am Zug.
...in
eine leere Mulde der inneren Reihe, so darf Stefanie die Steine aus der
gegenüberliegenden Mulde ihres Gegenspielers entfernen und beiseite
legen. Zudem darf sie auch jene Steine aus dem Spiel nehmen, die sich in
der Mulde der äußeren Reihe ihres Gegners befinden. (Ist die
innere Mulde des Gegners aber leer, darf Stefanie auch nicht die Steine
der äußeren Gegnermulde nehmen.)
Beispiel: Stefanies letzter
Stein fällt in eine leere Mulde ihrer inneren Reihe. Sie darf nun
die 2 Steine der gegnerischen Innenmulde und folglich auch die 4 Steine
der Außenmulde entfernen. (Wäre die 2er-Mulde aber leer, dürfte
sie auch nicht die anderen 4 Steine einsammeln.)
Achtung: Solange es noch
Mulden gibt, in denen sich zwei oder mehr Steine befinden, darf man seinen
Zug nicht in einer Mulde mit nur einem Stein beginnen.
Ziel ist es, dem Gegenspieler
alle Steine zu "klauen".
Variante: Ntchuva
Dieses Spiel ist eine für
Kinder vereinfachte Bao-Version. Hier besteht das Spielfeld lediglich aus
4x4 Mulden. Außerdem darf der Spieler immer dann, wenn er seinem
Gegner Steine weggenommen hat, noch ein Feld seiner Wahl leeren.
Das
afrikanische Mühlespiel - für 2 Spieler
Material:
3 helle und 3 dunkle Steine
Vorbereitung:
Dieses Spiel hat in etwa
das gleiche Prinzip wie unser Mühlespiel. Gespielt wird aber auf einem
anderen Spielfeld (siehe Skizze) und jeder Spieler hat lediglich drei Steine.
Spielregeln:
Nacheinander setzt jeder
Spieler je einen Stein auf eine Schnittstelle der Linien (also Ecke, Außenseite
Mitte oder Zentrum).
Anschließend
können die Spieler abwechselnd je einen ihrer Steine entlang der Linie
um eine Position verschieben. Es dürfen keine Steine übersprungen
werden.
Ziel ist es, die eigenen
drei Steine in eine Reihe zu bekommen (auch Diagonal)
Zusatzregel:
Sollte sich das Spiel "festfahren",
lässt es sich um die Regel erweitern, dass man einen eigenen Stein
nie zweimal hintereinander ziehen darf.
das Wurfspiel - für
2 Spieler
Material:
11 Steine oder Murmeln
Vorbereitungen:
Man malt einen Kreis von
ungefähr einem halben Meter Durchmesser auf. In die Mitte dieses Kreises
werden 10 Steine gelegt. In ungefähr 2 Metern Entfernung markiert
man die Abwurfstelle.
Hinweis: Möchte
man es im Zimmer spielen, sollte man Murmeln oder kleine Steine dazu nehmen.
Spielt man es draußen, kann man auch größere Steine mit
einem größeren Kreis und Entfernung nehmen. In Afrika werfen
die Kinder aus bis zu 8 Metern Entfernung.
Spielregeln:
Der beginnende Spieler wirft
von der Markierung aus mit einem Stein auf den Kreis.
Ziel ist es, die
im Kreis liegenden Steine heraus zu stoßen.
Gelingt dies mit einem oder
mehreren Steinen, gehören sie dem Werfer, der gleich noch einmal an
der Reihe ist.
Wirft er daneben oder die
getroffenen Steine bleiben innerhalb des Kreises liegen, darf der Gegenspieler
werfen.
Gewonnen hat, wer am Ende
die meisten Steine eingesammelt hat.
Variante: Teams
Hierzu werden zwei Kreise
und Abwurfstellen markiert. Jedes Team (es müssen nicht gleich viele
Mitspieler sein) bekommt einen eigenen Kreis mit Steinen. Die Teams stellen
sich hintereinander an ihre Abwurfstelle.
Auf ein Startzeichen hin
werfen die ersten Spieler in ihren Kreis. Anschließend muss der Wurfstein
zurückgeholt und dem nächsten Werfer übergeben werden. Neben
Zielgenauigkeit ist also auch Tempo gefragt.
Das Team, welches als erstes
ihren Kreis leer geworfen hat, hat gewonnen.
Geschicklichkeitsspiel
- für 2-4 Spieler
Material:
5 kleine Steinchen oder
Erbsen /Bohnen
Spielregeln - Variante
1
Zunächst lässt
ein Spieler die kleinen Steinchen auf den Boden fallen.
Anschließend nimmt
man einen Stein und wirf ihn in die Höhe. Während er sich in
der Luft befindet (man kann ihn kaum aus den Augen lassen), hebt man einen
Stein vom Boden auf und fängt mit der gleichen Hand den fallenden
Stein. Nun sind die anderen Spieler an der Reihe. Haben es alle geschafft,
ist die erste Runde beendet.
In der zweiten Runde wirft
man erneut einen Stein in die Luft, muss nun aber 2 Steine aufsammeln.
In der dritten Runde sind
es drei und später vier. Nicht vergessen: Dafür darf man immer
nur
eine Hand benutzen!
Wem es nicht gelingt, die
Steine rechtzeitig aufzunehmen und anschließend den fallenden Stein
zu fangen, scheidet aus.
Spielregeln - Variante
2
Hier werden nun alle fünf
Steinchen in die Luft geworfen (nicht zu hoch). Dann versucht man, möglichst
viele Steinchen auf dem Handrücken zu fangen. Anschließend wirft
man wiederum dies hoch und fängt sie mit der gleichen Hand auf „normale“
Weise.
Jeder Stein, der sich dann
in der Hand befindet, ergibt einen Punkt.
Dann ist der nächste
Spieler an der Reihe.
Man kann so viele Runden
spielen, wie man möchte. Wer die meisten Punkte hat, hat am Ende gewonnen.
Sandfußball - für
2 Spieler
Material:
2 x 7 flache Steine (ca.
5-6 cm breit) - die Spieler
1 kleiner runder Stein oder
Murmel - der Ball
4 Stöckchen (oder Steine)
- die Torpfosten
Vorbereitungen:
Zuerst wird das "Fußballfeld"
aufgebaut. Man braucht eine feste ebene Sandfläche oder Untergrund
(im Zimmer geht es auf einem relativ glatten Teppich auch sehr gut). Der
Ball muss rollen können und darf nicht gleich liegen bleiben.
Die Tore der Spieler sind
ca. 1,50 Meter von einander entfernt und 20-30 cm breit. Dazu werden einfach
die Stöckchen in den Boden gesteckt oder Steine als Pfosten verwendet.
Jeder Spieler bekommt nun
7 Steine, die sein Team bilden. Man muss die Steine also auseinander halten
können. Dazu nimmt man zwei verschiedene Farben oder malt die eigenen
Steine an. Diese "Fußballspieler" verteilen die Teamchefs dann gleichmäßig
auf dem Feld.
Außenlinien sind nicht
unbedingt nötig, aber hinter dem Tor ist das Aus.
Ist das Spielfeld nicht groß
genug oder kommt es zu oft vor, dass man einen Gegner anschießt,
so nimmt man einfach weniger Spieler.
Spielregeln:
Leider sind der Literatur
und im Netz keine genauen Regeln für Mpira zu finden. Daher schlage
ich hier drei mögliche Varianten vor:
Der anstoßende Spieler
setzt den Ball in die Mitte seiner Spielhälfte.
Nun versucht er, durch "anditschen"
eines Spielsteines, diesen so gegen den Ball zu stoßen, dass der
Ball in Richtung des gegnerischen Tores rollt. Es wird dabei mit demjenigen
Stein des eigenen Teams gespielt, der nahe zum Ball liegt.
Nach jedem Schuss, dürfen
die Spieler einen ihre Steine eine Handbreit versetzen. Der Ball
muss vorher zur Ruhe kommen sein.
Nach jedem Tor dürfen
die Steine ganz neu verteilt werden.
1. Variante: Es ist immer
der Spieler im Ballbesitz, dessen Stein zuletzt den Ball berührt hat.
Trifft er mit dem Ball also einen Stein des anderen Teams, darf der Gegenspieler
weiterspielen.
Rollt der Ball am Tor vorbei
ins Toraus, wird ebenfalls gewechselt.
2. Variante: Jeder Spieler
hat 3 Schüsse hintereinander, um ins gegnerische Tor zu treffen. Dann
wird gewechselt.
3. Variante: Es darf immer
die Spielfigur schießen, die dem Ball direkt nach einem Schuss
am nächsten liegt.
Gewonnen hat natürlich,
wer die meisten Tore geschossen hat.
Die 3-Stein-Variante
Material:
4 flache Steine (ca.
5-6 cm breit)
Der zweite Spieler darf natürlich auch eigene Steine nehmen.
4 Stöckchen (oder Steine)
- die Torpfosten
Spielregeln:
Dieses Steinfußball sieht man zuweilen auch auf deutschen Schulhöfen oder Spielplätzen. Es lässt sich auch mit Münzen auf einem Tisch spielen.
Hierbei positioniert der beginnende Spieler drei Steine in Form eines Dreiecks vor seinem Tor.
Der Gegenspieler legt einen Stein als Torwart vor die Linie seines Tores.
Der
hinten liegende Stein muss nun mit dem Finger angestoßen werden und
dabei durch die beiden vorderen Steine rutschen. Anschließend wird
jener Stein gestoßen, der nun der Letzte ist.
Nach jedem "Schuss" darf der Gegner seinen Torwart auf der Linie verschieben.
Je
nach Größe des Spielfeldes kann man sich darauf einigen, ob jeder
Spieler nur dreimal schießen darf oder so oft wie man möchte.
Der andere Spieler ist an der Reihe, wenn...
... ein Tor fällt.
... das Tor verfehlt wurde.
... der soeben geschossene Stein nicht vor allen anderen eigenen Steinen liegt.
... der Torwart den Schuss gehalten hat.
Gewonnen
hat, wer entweder nach einer bestimmten Zeit die meisten Treffer oder
als erster Spieler (zum Beispiel) fünf Tore erzielt hat.